
Nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) haben die Taliban in der afghanischen Provinz Badghis bei Minusgraden rund 20.000 Menschen aus Behelfslagern vertrieben.
Das NRC appelliert nun an die Taliban-Behörden, weitere Vertreibungen anderer Binnenvertriebener in vielen Teilen des Landes zu stoppen, bis eine neue Alternative gefunden ist, und warnt insbesondere vor den winterlichen Bedingungen: «Viele haben jetzt keine Lebensmittel, um ihre Kinder zu ernähren, und keine Möglichkeit, sich warm zu halten, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen», sagte der NRC-Länderdirektor für Afghanistan, Neil Turner.
«Die Behörden in Badghis müssen erkennen, dass sie gegenüber der Bevölkerung Verantwortung tragen. Die Behörden müssen unbedingt sicherstellen, dass die Familien eine Unterkunft haben und in der Lage sind, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, bevor sie weitere Räumungen durchführen; außerdem müssen sie denjenigen helfen, die bereits vertrieben wurden», so das NRC.
Die Kämpfe und die Folgen der Dürre, die das Land seit 2021 plagt, haben Tausende von Familien gezwungen, ihre Häuser in den ländlichen Regionen von Badghis zu verlassen und in der Provinzhauptstadt Qala-e-Naw humanitäre Hilfe zu suchen.
Die Behörden in der Provinz Badghis drängen die Familien, in ihre ursprünglichen Dörfer zurückzukehren und die provisorischen Lager abzubauen, aber viele von ihnen behaupten, dass sie in diesen Regionen aus Sicherheits- und wirtschaftlichen Gründen nicht überleben können.
Die humanitäre Gemeinschaft hat Verhandlungen und Pilot-Rückkehrprojekte initiiert, um die Rückkehr schrittweise zu ermöglichen, was die Behörden jedoch nicht beeindruckt hat. Das NRC hat eine Soforthilfemaßnahme eingeleitet, um Familien, die aus der Provinz Badghis geflohen sind, mit Bargeld und lebensnotwendigen Gütern zu versorgen.
«Alle Vertreibungen müssen gestoppt werden, bis die Taliban-Behörden mit Unterstützung der internationalen und humanitären Gemeinschaft langfristige Lösungen für die äußerst gefährdeten vertriebenen Gemeinschaften gefunden haben», sagte Turner.
Nach Angaben des NRC leben etwa 2 Millionen Binnenvertriebene in 1.000 großen spontanen Barackensiedlungen in fast 30 Provinzen Afghanistans unter prekären Bedingungen und sind in hohem Maße auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Im jüngsten Plan für humanitäre Hilfe wird die Lage in Afghanistan als eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt bezeichnet. Das Land erlebt das dritte Jahr in Folge eine Dürre und das zweite Jahr in Folge einen wirtschaftlichen Niedergang und leidet unter den Folgen eines jahrzehntelangen Konflikts und wiederkehrender Naturkatastrophen.






